“Bei mir wurde Prostatakrebs festgestellt - was nun?”

 

Wenn wir die Diagnose Prostatakrebs erfahren, reagieren wir auf unterschiedlichste Weise:

  • Nicht-Wahrhaben-Wollen, Verdrängen, Verleugnen
  • Zorn, Wut und Neid: Warum gerade ich? Aggression
  • Handeln, Lebensweise verändern, Hoffnung auf Aufschub oder gar Heilung, zwanghafte Vorsätze
  • Depression, Gefühle von Verlust, Trauer und Schuld
  • Annehmen, Zustimmung – Akzeptanz

In fast jedem Fall stürzen wir in ein tiefes Loch. Viel zu oft wissen wir gar nicht, was mit uns passiert ist. Wissen nichts über Prostata, Prostatakrebs, seine Diagnostik und Therapie. Wir sind verzweifelt und suchen Halt.
Wir hören von unseren Ärzten nur die medizinischen Fakten, oft in eine Sprache gekleidet, die wir nicht verstehen. Unsere Ärzte haben nicht die nötige Zeit für uns, um uns genügend zu informieren, aufzuklären über das Wie und Warum und wie es weiter gehen kann. Meist werden wir nicht genügend über Risiken und Nebenwirkungen der einzelnen Therapien informiert und fühlen uns unsicher.
In solchen Fällen ist es gut, jemanden zu kennen, mit dem man sich austauschen kann in Informationen und Erfahrungen im Umgang mit dieser Erkrankung, sozusagen sich Hilfe für die eigene Selbsthilfe zu holen.
Hier kann unsere Selbsthilfegruppe eine gute Anlaufstelle sein.
Auch ein paar Verhaltenshilfen nach dem Erhalt der Diagnose einer Prostatakrebserkrankung können dabei hilfreich sein:

  • Bitte bewahren Sie Ruhe. Prostatakrebs ist kein schicksalhaftes Geschehen.
    Bitte bedenken Sie: Prostatakrebs ist in der Frühphase heilbar.
  • Bitte behalten Sie einen klaren Kopf. Ihr Urteilsvermögen ist jetzt besonders gefragt.
    Die Situation ist ernst und es müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden.
  • Dafür brauchen Sie einen klaren Verstand.
  • Informieren Sie sich über alles, was mit Ihrer Krankheit im Zusammenhang steht.
    Werden Sie Experte in allen Fragen Ihrer Krankheit.
  • Holen Sie sich von mehreren Spezialisten eine Meinung ein. Stellen Sie alle Fragen, auch unbequeme. Es geht um Ihre Gesundheit.
  • Haben Sie keine Angst vor lateinischen Fachausdrücken. Auch Sie können die Sprache durchschauen, wenn Sie keinen Respekt vor den Fachausdrücken haben.
    Fragen Sie Ihren Arzt nach der deutschen Bezeichnung!
  • Benutzen Sie bei allen Entscheidungen den gesunden Menschenverstand.
    Er ist bei allen Fragen in der Medizin von außerordentlich großer Bedeutung.
  • Verändern Sie in Ihrer häuslichen und beruflichen Umgebung all die Dinge, die Sie schon immer gestört haben.
  • Lassen Sie sich bei allen Entscheidungen, auch welche Therapie durchgeführt werden soll, ausreichend Zeit, Prostatakrebs ist in der Regel (Es sollte allerdings ab Gleason-Score = 7 (4+3) nicht zu lange gezögert werden !)
    ein langsam wachsender Krebs.

Wir wollen mündige Patienten werden – uns Wissen aneignen durch Recherchen in Literatur und Internet, durch Informationen von Experten aus Medizin und Forschung, durch Austausch von Informationen und Erfahrungen mit der Krankheit und deren Auswirkungen auf unseren Körper, unsere Psyche und unsere Umwelt. Wir wollen gemeinsam mit unseren Ärzten kommunizieren, die Antworten der Ärzte auf unsere Fragen verstehen können. Wir wollen in Bezug auf unsere Erkrankung uns eine Patientenkompetenz erarbeiten und als souveräner Patient im Kampf gegen unsere Erkrankung gemeinsam mit unseren Ärzten ein Team bilden.
Wir wollen aus dem Loch, in das wir alle gefallen sind, als uns die Diagnose „PROSTATAKREBS“ ereilte, mit eigenen Kräften wieder herauskommen, indem wir uns gegenseitig helfen.

Wir wollen unseren Prostatakrebs gemeinsam mit unseren Ärzten managen und uns von keinen Ärzten managen lassen, die nach einem vorgeschriebenen Ritual nur medizinisch – technische Lösungen anbieten. Wir wollen mit Ärzten zusammenarbeiten, die für uns ärztliche Helfer auf dem neuesten Stand des medizinischen Wissens sind und uns begleiten. Wir wollen uns gesundheitlich und gesundheitspolitisch nicht von Krankenkassen und Gesundheitspolitik vorschreiben lassen, was für unser Krebsmanagement gut und was schlecht ist. Nur gemeinsam, wir als mündige Patienten, unsere uns begleitenden Ärzte und unsere für unser Krankheitsbild, dem Prostatakrebs, sensible Krankenkassen, können und wollen wir herausfinden, welcher Weg in der Bewältigung unseres eigenen Prostatakrebses für uns persönlich der richtige ist.
Dabei wollen wir uns folgende Fragen stellen:                                                 

  • Wurden alle möglichen und nötigen Diagnoseverfahren für die Klassifizierung meines Prostatakrebses angewandt?
  • Wie sieht es mit meiner Lebensqualität in und nach der Therapie aus?
  • Habe ich mich über alle mir zur Verfügung stehenden Therapieoptionen informiert?
    Kann ich die Informationsquellen einsehen?
  • Hole ich mir eine zweite Fachmeinung ein?
  • Habe ich genügend Alternativen durchdacht?
  • Warum möchte ich einem anderen Therapievorschlag folgen?
    Welche Chancen gewinne ich, welche Risiken vermeide ich?
  • Möchte ich zusätzlich etwas tun?
  • Möchte ich selbst eine „alternative“ Behandlung oder drängt meine Umgebung dazu?

Bei diesem anspruchsvollen Ziel sind uns alle Gleichbetroffenen und ihre Frauen bzw. Lebensgefährtinnen, die Informationen suchen, die aber auch uns Informationen durch ihre eigenen Erfahrungen geben können, ganz herzlich willkommen.

Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe
im Kampf gegen unseren „Untermieter“ Prostatakrebs geben.             

Welche Hilfe ist besser, als die von Betroffenen an Betroffene?

Ein Text von Ralf-Rainer Damm, selbst Betroffener