PSA-Bestimmung

 

Es ist heute unter den Ärzten unbestritten, dass die Bestimmung des PSA-Wertes die derzeit beste Maßnahme für die Früherkennung von Prostatakrebs ist. Das PSA (Prostata-spezifische Antigen) ist aber ein Organmarker, kein Krebsmarker. Ein erhöhter PSA-Wert ist darum nicht automatisch gleichzusetzen mit Prostatakrebs. Insofern ist ein erhöhter PSA-Wert ein wichtiger Hinweis, dass Prostatakrebs vorliegen kann, aber kein Beweis dafür. Umgekehrt kann aber auch bei einem niedrigen PSA-Wert Prostatakrebs vorliegen.

Bei einem erhöhten PSA-Wert ist dringend eine weitere diagnostische Abklärung über die Ursache erforderlich! 

Da Prostatakrebs in den meisten Fällen nur langsam wächst, ist in keinem Falle Anlass gegeben zu panikartigen Reaktionen und vorschnellen Therapie-Entscheidungen. PSA wird generell von Prostatazellen produziert. Auch andere Ursachen als Krebs, z. B. eine gutartige Prostatavergrößerung oder eine Prostatitis (Prostataentzündung) führen zu erhöhten PSA-Werten.

Prostatakrebs produziert jedoch bis zu zwölfmal so viel PSA wie andere Prostatazellen.

PSA-Werte > 4 ng/ml erfordern unbedingt eine weitere Abklärung und als Erstes die Bestimmung zusätzlicher PSA-Parameter, um über die Wahrscheinlichkeit eines Prostatakarzinoms urteilen zu können. Die wichtigsten dieser Parameter sind:

  • das Verhältnis freies PSA : Gesamt-PSA = PSA-Quotient (PSAQ)
  • die PSA-Verdoppelungszeit = PSAVZ

Das PSA besteht aus Molekülen mehrerer sogenannter "Isoformen", die sich in ihrem Aufbau etwas unterscheiden . Die wichtigsten, nämlich biologisch aktiven, sind das sog. freie PSA (fPSA) und das gebundene ("complexierte") cPSA, bei dem das betreffende PSA-Molekül an ein Molekül eines anderen Stoffes namens ACT gebunden ist . Das Gesamt-PSA (tPSA) ist die Summe aus freiem und gebundenem PSA.

Das fPSA hängt vom Prostatavolumen und vom Alter ab und wird erhöht durch Reizeinflüsse auf die Prostata (z. B. Tastuntersuchung DRU, transrektale Ultraschall-Untersuchung TRU, Radfahren, Geschlechtsverkehr u. a.). Der PSA-Wert wird auch durch das verwendete Messverfahren beeinflusst und unterliegt auch gewissen Streuungen. Bei einem Verhältnis von freiem PSA zu Gesamt-PSA von < 0,15 bzw. 15 % ist die Existenz eines Prostatakarzinoms wahrscheinlich und ist umso wahrscheinlicher, je näher sich der PSA-Quotient dem Wert 0,1 bzw. 10 % nähert oder sogar darunter liegt. Bei einem PSA-Qutienten von > 0,2 bzw. 20 % liegt eher eine andere Ursache für die PSA-Erhöhung vor.

Zur Bestimmung der PSA-Verdoppelungszeit PSAVZ sind mindestens zwei PSA-Messungen in Folge erforderlich; je mehr Werte vorliegen, desto aussagekräftiger ist das Ergebnis. Ist die PSA-Verdoppelungszeit PSAVZ groß (> 24 Monate), und der PSA-Wert < 6 ng/ml, kann man in Ruhe die weitere Ablärung vornehmen, bei kürzeren PSA-Verdoppelungszeiten und höheren PSA-Werten ist diese Abklärung innnerhalb von ein bis zwei Monaten dringend anzuraten.

Daher ist bei erhöhten PSA-Werten Folgendes zu beachten:

  • Zu allererst muss die Möglichkeit des Vorliegens einer akuten oder chronischen Prostatitis untersucht und ggf. durch eine Therapie mit einem Antibiotikum ausgeschlossen werden.
  • Bei Vorliegen einer akuten bakteriellen Prostatitis sollte in Folge der Anwendung von Antibiotika der PSA-Wert schnell sinken. Eine Normalisierung des PSA-Wertes kann bis zu drei Monaten dauern. PSA-Werte bis 10 ng/ml, die im Rahmen einer chronischen Prostatitis vorliegen, können durch eine antibiotische Therapie ggf. um ca. 25 % gesenkt werden.
  • Es sollen mindestens drei Messungen in Folge zur Bewertung herangezogen werden, bei PSA-Werten von 4-6 ng/ml im Abstand von zwei bis drei Monaten, bei höheren Werten im Monatsabstand. Sofern ein rascher Anstieg nach der zweiten Messung erkennbar ist, Kontrollmessung im Monatsabstand.
  • Deutlich schwankende PSA-Werte lassen eher andere Ursachen vermuten als Krebs, ein etwa kontinuierlich steigender PSA-Wert ohne größer werdende Prostata lässt eher Krebs vermuten. - Die Messwerte sind jedoch nur vergleichbar, wenn sie im gleichen Labor nach dem gleichen Messverfahren ermittelt wurden.
  • Der PSA-Wert steigt mit der Größe der Prostata:
  • Bei Verdacht auf Prostatakrebs müssen außer dem Gesamt-PSA unbedingt auch das freie PSA und der PSA-Quotient als Verhältnis = fPSA/Gesamt-PSA bestimmt werden. Sofern dieses Verhältnis > 20 % ist, sind eher andere Ursachen gegeben, z. B. eine gutartige Vergrößerung. Der Bereich zwischen 15 % und 20 % ist eine Grauzone, mehrere Ursachen sind möglich; bei < 15 % ist wahrscheinlich Prostatakrebs Ursache der PSA-Erhöhung. Je mehr sich der PSA-Quotient 10 % nähert, desto wahrscheinlicher ist Prostatakrebs als Ursache der PSA-Erhöhung. Allerdings kann auch unter einer chronischen Prostatitis ein niedriges PSA-Verhältnis gegeben sein. Daher muss der Arzt zunächst eine Prostatitis diagnostisch oder therapeutisch ausschließen (Antibiotikumgabe).
  • Desweiteren geben die Entwicklung des PSA-Wertes und das Tempo der Entwicklung weitere wichtige Hinweise darauf, ob ein Prostatakarzinom vorliegt und wie kritisch es einzustufen ist. Der wichtigste Faktor ist hierbei die PSA-Verdoppelungszeit:
  • Wenn der PSA-Wert steigt und wieder fällt, ist die Ursache einer PSA-Erhöhung wahrscheinlich eher eine Prostatitis oder sonstige Reizungen der Prostata. Wenn der PSA-Wert ständig steigt und die Prostata nicht größer wird, ist wahrscheinlich Prostatakrebs die Ursache.

Die PSA-Verdoppelungszeit PSAVZ ist ein Indikator dafür, ob der Krebs schnell oder langsam wächst. Die PSA-Verdoppelungszeit lässt sich aus zwei PSA-Werten errechnen, die in nicht zu kurzem zeitlichen Abstand (mindestens einige Monate) ermittelt wurden.
    

 Erst dann, wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit Prostatakrebs vorliegt und andere mögliche Ursachen für die PSA-Erhöhung diagnostisch ausgeschlossen wurden, sollte eine Biopsie = Gewebeprobe vorgenommen werden. Diese Biopsie soll unter Ultraschallkontrolle (TRUS-geführt) erfolgen.

Eine Biopsie ist derzeit die einzige Möglichkeit, das Vorliiegen von Prostatakrebs sicher nachzuweisen. Stand der Medizin ist derzeit eine Zehn- bis Zwölf-Stanzen-Biopsie.

Jedoch kann auch eine Biopsie zu falsch negativen Ergebnissen (= kein Befund trotz Vorliegens von Prostatakrebs) führen, da hierbei auf Gutglück Gewebeproben entnommen werden ohne zu wissen, wo der Krebs sitzt. Kein Befund bei einer Biopsie heißt daher nicht automatisch: kein Krebs. Insbesondere bei noch kleinen Krebsherden ist die „Treffer“-Quote der Biopsie schlecht.

Es gibt mehrere Ansätze, vor der Biopsie verdächtige Prostata-Areale auszumachen, aus denen dann gezielt Gewebeproben entnommen werden. Hier sind aktuell  insbesondere das ANNA-Verfahren zu nennen. Erläuterungen hierzu würden den Umfang dieses Artikels sprengen. 

Weiterführende Literatur:

[1] Marlies Franke und Thomas Kreutzig: PSA - Prostata spezifisches Antigen: Ein Leitfaden zur Interpretation (2001)    

[2] Jonathan McDermed: Das intelligente Verwenden des PSA für das Management von Prostatakrebs
 

 

http://www.prostatakrebse.de/informationen/html/psavz.html


  

http://www.berliner-urologen.de/aktuelle-meldungen/neues-diagnoseverfahren-bei-prostatakrebs.html